Bei den Demokraten ist Harris aktuell die einzige Anwärterin. Sollte es mehrere Anwärter geben, beginne die Abstimmung ein paar Tage später. Mögliche Anwärter bzw. Anwärterinnen hätten bis Ende Juli Zeit, eine Präsidentschaftsbewerbung einzureichen und unter anderem die Unterstützung von 300 Delegierten vorzuweisen.
Präsident Joe Biden hatte seine Stellvertreterin bei seinem Rückzug aus dem Wahlkampf als Ersatzkandidatin für die Wahl Anfang November vorgeschlagen. Schätzungen von US-Medien zufolge hat Harris derzeit die Unterstützung von genügend Delegierten der Demokraten, um als Kandidatin ihrer Partei nominiert zu werden. Das geht aus öffentlichen Unterstützungsbekundungen hervor. Ein parteiinterner Herausforderer hat sich bisher nicht zu Wort gemeldet.
In Ohio könnte es Probleme geben
Eigentlich wollten die Demokraten ihren Präsidentschaftskandidaten bei einem großen Nominierungsparteitag von 19. bis 22. August in Chicago offiziell küren. Mit Bidens Rückzug werden die Karten nun noch einmal neu gemischt. Allerdings war die Parteispitze bereits vor Bidens Ausstieg mit Plänen vorangeschritten, die Kandidatenkür vorzuziehen. Das hat mit den Fristen in den Bundesstaaten zu tun, bis wann die Parteien ihre Kandidaten bestätigt haben müssen, um auf dem Wahlzettel zu stehen.
Fritz über vorgezogene Nominierung von Harris
Die US-Demokraten wollen ihre Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris bereits vor dem Parteitag Mitte August auf virtuellem Weg bestimmen. ORF-Redakteur Peter Fritz erklärt, wie ein vorgezogenes Nominierungsverfahren von Harris funktioniert.
Besonders besorgt ist die Partei über den Bundesstaat Ohio. Dort wäre die entsprechende Frist eigentlich vor dem Beginn des Parteitages in Chicago abgelaufen. Allerdings wurde in Ohio schließlich ein Gesetz verabschiedet, das die Frist bis nach dem Parteitag verlängert. Die Demokraten argumentieren jedoch, dass führende Republikaner in Ohio das anfechten könnten und der Kandidat oder die Kandidatin der Demokraten deshalb vor dem Parteikonvent nominiert werden müsse.
Weiter Spekulationen über Vize
Die Demokratische Partei teilte weiter mit, sobald ein Präsidentschaftskandidat ausgewählt sei, könne er oder sie einen Vizepräsidentschaftskandidaten benennen. Harris hat sich noch nicht dazu geäußert, wen sie gerne an ihre Seite holen würde. Als mögliche Anwärter gelten unter anderen Gouverneure aus verschiedenen Bundesstaaten wie Josh Shapiro, Roy Cooper und Andy Beshear – und der Verkehrsminister Pete Buttigieg.
Medien: Gemeinsame Wahlkampfauftritte mit Obama
Ex-Präsident Obama will einem Medienbericht zufolge Harris als Präsidentschaftskandidatin der Demokraten öffentlich unterstützen. Obama habe die Kandidatur von Harris bereits privat voll unterstützt und stehe in regelmäßigem Kontakt mit ihr, berichtete der Sender NBC News am Donnerstag unter Berufung auf mit den Gesprächen vertraute Personen. Auch gemeinsame Wahlkampfauftritte seien geplant. Das hätten Berater von Obama und Harris besprochen. Termine dafür stünden aber noch nicht fest. Eine Stellungnahme der Obama-Stiftung lag zunächst nicht vor.
Trump: Harris Kraft „hinter Biden-Katastrophen“
Der republikanische Kandidat fürs Weiße Haus, Ex-Präsident Trump, kritisiert im Wahlkampf weiterhin seine politische Gegnerin Harris mit drastischen Worten. Seit dreieinhalb Jahren sei die Demokratin „die ultraliberale treibende Kraft hinter jeder einzelnen Biden-Katastrophe“, sagte Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung in Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina.
Sowohl Harris als auch Trump haben sich im Wahlkampf zuletzt auf besonders umkämpfte Bundesstaaten konzentriert. North Carolina zählt zu den „Swing-States“, bei denen nicht klar vorausgesagt werden kann, ob sie bei der Präsidentenwahl am 5. November der Tradition nach an die Republikaner oder Demokraten fallen. Bei den vergangenen Präsidentenwahlen gewannen dort zwar die Republikaner, der Abstand war aber äußerst knapp. Im Jahr 2008 ging North Carolina an den Demokraten Obama.
„Sie wird unser Land zerstören“
„Kamala Harris ist die liberalste gewählte Politikerin in der amerikanischen Geschichte. Wussten Sie, dass sie eine ultraliberale Politikerin ist?“, fragte Trump. Harris sei „absolut schrecklich“ und sogar liberaler als der linke Politiker Bernie Sanders. Trump warf der 59-Jährigen vor, ungeeignet dafür zu sein, das Land anzuführen. „Sie wird unser Land zerstören.“ Die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Harris hatte sich bisher als starke Staatsanwältin präsentiert und Trumps juristische Probleme thematisiert. Der Republikaner ist mittlerweile ein verurteilter Straftäter.
Wieder in aggressive Rhetorik verfallen
Trump kam auch auf das Attentat auf ihn bei einer Wahlkampfveranstaltung vor eineinhalb Wochen zu sprechen. „Ich sollte eigentlich nett sein. Man sagt, dass etwas mit mir passiert ist, als ich angeschossen wurde, ich wurde nett“, sagte Trump. Wenn man es mit den Demokraten zu tun habe, dürfe man aber nicht nett sein. „Also werde ich nicht nett sein, wenn es euch nichts ausmacht. Ist das in Ordnung?“, fragte Trump, woraufhin das Publikum jubelte.
Am 13. Juli hatte ein Schütze auf einer Wahlkampfveranstaltung der Republikaner im US-Bundesstaat Pennsylvania das Feuer eröffnet. Ein Zuschauer wurde getötet, zwei weitere verletzt. Trump wurde am Ohr verwundet. Seine erste öffentliche Rede nach dem Attentat hielt der 78-Jährige wenige Tage später auf dem Parteitag der Republikaner in Milwaukee. Zu Beginn seiner Rede propagierte er kurz Einheit und sagte: „Die Zwietracht und Spaltung in unserer Gesellschaft müssen geheilt werden.“ Doch nur kurze Zeit später verfiel er wieder in seine aggressive Rhetorik und beleidigte politische Gegner.
